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Tosa nikki 土佐日記
erstes nikki
ca. 935 Ki no Tsurayuki nikki, kikō „Das Tosa Tagebuch”- das erste nikki
- Sprache: Japanisch, onnade
- Aufbau: chronologisch nach Ablauf der Reise; jeder Tag hat einen Eintrag
- Heimreise von Tosa nach Heian-kyō
- von Trauer überschattet (Tochter des Stadthalters ist an Krankheit verstorben)
- -> es wird vermutet, dass ein Kind von Ki no Tsurayuki verstorben ist
- Verarbeitung des Todes
Stoff
- von 930 bis 934 war Ki no Tsurayuki Statthalter der Provinz Tosa (Shikoku)
- die 55-tägige Rückreise nach Ablauf der Amtszeit dient als Stoff
Motive, Topoi, Thema
Reise als Metapher für das Leben; Endgültigkeit des Todes
Feuchte Ärmel; Kiefern (Unendlichkeit); Mond
mono no aware; kugai (buddh. Welt des Leidens);
Vergänglichkeit und Beständigkeit
Stil
- Prosa und tanka (egal wer im Werk dichtet, alle Gedichte stammen von Ki no Tsurayuki)
- Einfacher, schmuckloser (aber dennoch differenzierter) Sprachstil -> Trendsetter für Hofdamenliteratur
- Viele makurakotoba (typisch für kikō), utamakura
Rezeptions- und Wirkungsgeschichte
- Wurde zum Vorbild für spätere Hofdamen Tagebücher
- Einfluss auf Bashōs Werk Oku no hosomichi (おくのほそ道) bzw. generell die Reisetagebücher der Edo-Zeit
Besonderheiten
- Doppelt fiktionalisierter Text: täuscht eine weibliche Perspektive vor, obwohl der Autor ein Mann ist + täuscht das tägliche Festhalten von Ereignissen fest, obwohl der Text im Rückblick geschrieben wurde
- Tagebücher von Männern sind in der Regel auf Chinesisch verfasst worden -> hier wurde mit den Gebräuchen klassischer Männertagebücher gebrochen, indem 1. aus Sicht einer Frau geschrieben wurde und 2. Hiragana verwendet wurde
- Sichtweise der Frau ermöglicht emotionales Schreiben, wirkt dadurch authentisch, obwohl der Autor ein Mann ist
- Landschaftsbeschreibungen und Erfahrungen der Reisenden werden in Prosa geschildert, Ausdrücke der Gefühlswelt und emotionale Höhepunkte in tanka