Shōsetsu shinzui 小説真髄
der erste literaturtheoretische Text zur Beschaffenheit des Romans
1885/86 Tsubouchi Shōyō „Das Wesen des Romans”- reformiert den Roman als Genre mit einem Anspruch an realistische Figuren und Handlungen und der Offenlegung der Psyche der Figuren
- möchte den Roman als eigenständige Kunstform etablieren, die auch ohne Erfüllung praktischer Zwecke eine Existenzberechtigung hat und als anspruchsvolle intellektuelle Leistung gilt
Forderungen an den neuen Roman:
- psychologischer Realismus
- realistischer Beschreibung der Figuren & Offenlegung ihrer Gedanken und Gefühle
- keine Typologisierungen
- nachvollziehbare Handlung & Distanzierung von z.B. fantastischen Elementen
- Thematisierung des kindaiteki jiga (modernes Ich) => Konflikt zwischen Tugend und Leidenschaften oder äußerem Handeln und inneren Gedanken/Wünschen + Wunsch nach Selbstverwirklichung
- Literatur soll nicht als Medium für Moral, Werte oder politische Anliegen dienen, sondern um seinetwillen geschrieben werden
- personaler Erzähler (soll unsichtbar werden und hinter dem Geschehen zurücktreten)
- kōgo (Umgangssprache)
2 Teile:
- Teil 1 theoretisch
- Teil 2 praktische Ratschläge, wie man einen Roman schreiben soll
Tsubouchi Shōyō schreibt selbst Romane, kann seine Forderungen allerdings nicht erfüllen; reformiert später das Theater
Shōsetsu shinzui leitet den Realismus 写実主義 shajitsushugi ein
Erster Roman, der diese Forderungen umsetzte: Ukigumo von Futabatei Shimei