Heike monogatari 平家物語
1371 (heutige Version) monogatari, rekishi monogatari, gunki monogatari- Hintergrund: Kamakura-Zeit 鎌倉時代:
- politische Macht ist nach Kamakura gewandert
- Kaiser ist „nur“ noch symbolische Figur
- Macht konzentriert sich bei den lokalen Machthabern
-> Macht ging vom kuge 公家 (Hofadel) zu den bushi 武⼠ (Kriegern) über
- handelt vom Genpei-Krieg zwischen den Taira/Heike 平家 und den Minamoto/Genji 源氏
- Kapitel 11 stellt den Höhepunkt des Genpei-Krieges dar und schildert sehr detailliert die Schlacht von Dan-no-ura
- historisch belegbare Figuren
Stoff
Genpei-Krieg (源平) zwischen den Taira und Minamoto um die Vorherrschaft Japans (1180-1185)
-> der Genpei-Krieg entwickelte sich aus den vorhergehenden Rebellionen
Hōgen no ran 保元の乱 (1156; Taira und Minamoto etablieren sich als die 2 Hauptakteure der Politik)
Heiji no ran 平治の乱 (1160; Taira no Kiyomori bringt den Vater von Minamoto no Yoritomo und Yoshitsune um)
-> beide Rebellionen wurden jeweils in einem eigenen gunki monogatari festgehalten (保元物語 & 平治物語)
Genre
- rekishi monogatari: historische Erzählprosa; orientiert sich an historischen Ereignissen; Figuren sind belegbar; es können jedoch auch fiktionale Elemente miteinfließen
- Untegruppe: gunki monogatari: Kriegserzählung, Kriegsepos; monogatari die sich ausschließlich mit Kriegen befassen
Sprache und Stil
wakan konkōbun (Chinesisch-Japanischer Mischstil)
teils „berichtartig“, kurze Hauptsätze und schlichte Sprache
abhängig davon, ob es sich um die yomibon-Version oder um die kataribon-Version handelt, kann es entweder als Prosa gelesen oder auch mit entsprechender Intonation gesungen werden
Aufbau
Monumentalwerk -> 12 Bücher, 185 Kapitel
Buch 1-7: Blütezeit der Taira mit Taira no Kiyomori als zentrale Figur
Buch 8-11: Abstieg der Taira, Tod des Kiyomori, Vernichtung der Taira in der Schlacht von Dan-no-ura
Buch 12: Betonung, dass die Taira nun nichts weiter sind als „Staub im Wind“
Erzähler & Erzählperspektive
- auktorial
- eher Außenperspektive
- Erzähler erzählt chronologisch mit kurzen Zitaten der Charaktere
Zielgruppe
Normales Bürgertum / u.a. Kriegeradel
Schauplätze
verschiedene Schauplätze -> eher außen (Schlachtfeld, zur See)
Motive
- Fall der Stolzen und Mächtigen
- Wettkampf & Ehrgeiz der Erste zu sein (z.B. Bogenschieß-Wettbewerb)
- tapferer, zum Sterben bereiter Krieger
Thema
mujō 無常, Retributionslehre & Karma
Vergänglichkeit und Unbeständigkeit des Lebens aber auch z.B. von Ruhm
=> Kreislauf der Rache führt dazu, dass das Werk mit der Auslöschung der Taira, dem Zusammenbruch der Minamono, dem Tod des Kindkaisers Antoku und der Trauer Kenreimon’ins endet
Buddhismus
Die buddh. Sicht der Welt hat das Heike monogatari mit zeitgleichen Werken gemeinsam + Popularität des Werkes auch noch vier Jahrhunderte nach seiner Abfassung -> zeigt, wie buddh. geprägt die Gesellschaft war
- wichtige Charaktere des Epos haben z.B. ihr eigenes „Todeskapitel“
- in diesen werden die Umstände ihres Todes detailliert geschildert
- in einer Szene wird der Protagonist etwa aufgerufen, um eine weniger leidvolle Existenz, vielleicht sogar um Erleuchtung und Befreiung zu bitten
- am Rande der Verzweiflung rezitiert er aus tiefstem Herzen 南無阿弥陀仏 (namu amida butsu)
Rezeptions- und Wirkungsgeschichte
zuverlässigster Text (Kakuichi) ist von 1371
-> Version kompiliert von Kakuichi Akashi (Mönch)
-> Rezitationsversionen der biwa hōshi (blinde Mönche, die Geschichten sangen)
yomibon 読本 -> Texte geschrieben für Lektüre
kataribon 語本 -> Texte für Rezitation (heikyoku)
- kann als wichtigstes Werk der japanischen Literaturgeschichte nach dem Genji monogatari angesehen werden
- fand großen Anklang in allen gesellschaftlichen Schichten
- hatte große Wirkung auf: nō, kabuki und andere gunki-Literatur