- älteste Theaterform Japans (entstand im 14. Jh.)
- 能 -> Talent, Begabung, Können, Kunst
- wurde vom Shōgun Ashikaga Yoshimitsu (1358 – 1408) protegiert
- bis zum Ende der Edo-Zeit war Nō fester Bestandteil in den Residenzen der Shōgune und Samurai-Fürsten; in der Meiji-Zeit fand es unter dem Schutz des Kaiserhauses zu neuer Blüte
- Text, Rezitation, Bewegungen, Tänze, Schauspiel, Begleitmusik, Kostüme, Requisiten (Masken!) -> machen Nō zu einem Gesamtkunstwerk
- Entwickelte sich aus dem sangaku (8. Jh.; Gesang, Tanz, Pantomime und Akrobatik); dengaku („Feldmusik“; Tanz in Verbindung mit Shintō-Zeremonien) und sarugaku („Affenmusik/spiele“; urspr. humoristische Pantomime, später Tanzelemente und Handlung -> wurde zu sarugaku nō durch Entfernung komischer Elemente)
Begründer
Kan’ami Kiyotsugu 観阿弥清次 (1333 – 1384) -> „Vater des Nō“
und sein Sohn Zeami Motokiyo 世阿弥元清 (1363 – 1443)
-> übernahm die Leitung der Theatergruppe seines Vaters (Kanze-Truppe) und reformierte umfassend; wurde Theoretiker des Nō und Verfasser von Nō-Stücken
Kadensho 花傳書: „Überlieferung der Blüte“
bzw. Langtitel: Fūshi kaden 風姿花伝: „Überlieferung der Blüte durch Beherrschung der Formen“
-> Handbuch für Zeamis Nachfolger; philosophische Abhandlung über Kan’amis Lehren und Zeamis Gedanken zu Nō -> in diesem wurden künstlerische Konzepte entwickelt
Entwicklung des Nō
- Kan’ami Kiyotsugu (1333-1384) und Zeami Motokiyo (1363-1443) prägten das Nō maßgeblich, wurden dabei vom Shōgun gefördert
- Zeami übernahm die Leitung der Theatergruppe seines Vaters (Kanze-Truppe) und reformierte umfassend; wurde Theoretiker des Nō und Verfasser von Nō-Stücken
- dramatische Texte; prosaische Rezitation; meistens in Versform (5 oder 7 Silben); Hofsprache des 14. Jh.; viele Stilmittel (makurakotoba; kakekotoba…); Zitate aus chinesischen und japanischen Werken
Arten und Aufbau
- Nō-Stücke werden in „Sets“ aufgeführt und meistens vor dem Hintergrund einer bestimmten Position in diesem Set geschrieben
- Strukturiert sind die Stücke inhaltlich nach einem 3-teiligen Spannungsbogenprinzip: jo (Einleitung) – ha (Entwicklung, meistens nochmal in 3 Teile geteilt) – kyū (Höhepunkt)
Arten von Nō:
- „Erstspiele“ (waki nō / kamimono -> Götterspiele)
- „Zweitspiele“ (shuramono -> Kriegerspiele)
- „Drittspiele“ (kazuramono -> Frauenspiele)
- „Viertspiele“ (kyōranmono / zatsu nō -> etwa über zur Raserei getriebene Frauen)
- „Fünftspiele“ (kirimono -> abschließendes Spiel mit zelebrierenden Themen oder Dämonenaustreibung)
monomane 物真似
-> Mimesis, vollkommene Nachahmung
-> nicht äußere Nachahmung, sondern Erfassung des inneren Typus des Wesens einer Sache oder einer Figur
yūgen 幽玄
-> „geheimnisvolle/unsichtbare Schönheit“
ursprünglich: mystisch, unbegreiflich, unwirklich (buddh. Gebrauch)
bei Zeami speziell: „ideale Schönheit“, „Eleganz“
hana 花
-> „Blüte“, „Zauber“, „Charme“ -> sichtbare Schönheit
-> der Reiz des überraschend Neuen, der das Publikum zu fesseln vermag
sabi 寂
-> verborgene, nur für das innere Auge sichtbare Schönheit
Akteure
Schauspieler:
- shite (Hauptdarsteller; Protagonisten-, selten auch Antagonistenrolle), trägt die Maske
- waki (Nebendarsteller)
- tsure (Begleitperson des shite oder wakizure als Begleitperson des waki)
Chor: jiutai, sitzt rechts auf der Bühne und besteht meist aus 6-10 Personen
Instrumentalisten: hayashi, bestehen aus 3-4 Personen
Assistenten: kōken, kümmern sich um Requisiten, sitzen links neben den hayashi
Anmerkung: alle Darsteller und meistens auch alle anderen Akteure im Nō sind Männer
Besonderheiten in Bezug auf die Bühne, Kostüme und Requisiten
- Bühne: quadratisch, hölzern (6x6m), Steg bzw. Brücke (hashigakari) führt vom hinteren Bereich der Darsteller (Spiegelraum etc.) auf die Bühne und symbolisiert den Übergang von der überirdischen Welt in die irdische; die 3 Kiefern an der Brücke sind charakteristisch (symbolisieren Himmel, Erde und Mensch) und auch die Kiefer im Hintergrund der Bühne ist ein klares Symbol einer Nō-Bühne
- Kostüme: sehr prachtvolle, mehrschichtige Kleidung; geben im Spiel Auskunft über Alter, sozialen Status, Persönlichkeit und Beruf der Figuren (z.B. werden junge Frauen durch Kimonos mit roter Farbe dargestellt)
- Requisiten: Nō ist grundsätzlich requisitenarm, meistens wird ein Fächer als Requisite des shite eingesetzt; dieser kann Handlungen aber auch andere Gegenstände repräsentieren
- Masken: Holzmasken, die nur vom shite getragen werden, selten auch von seinem tsure; es gibt ungefähr 200 verschiedene nōmen, die in mehrere Kategorien eingeteilt werden können z.B. okina-Masken für alte Greise; jō-Masken für ältere Figuren; otoko-Masken für Männerrollen -> sehen aber je nach Stellung der Figur anders aus; onna-Masken für weibliche Figuren; kishin-Masken für Dämonen und Ungeheuer (haben meistens goldene, hervorstechende Augen); onryō-Masken für Geister
Wichtige Begriffe
- yōkyoku 謡曲: Rezitation („Nō-Gesang“)
- honbutai 本舞台: Hauptbühne
- kagami-ita 鏡板: Rückwand der Bühne mit aufgemalter Kiefer
- hashigakari 橋掛り: Bühnensteck („Brücke“) für Auf-/Abtritt der Schauspieler
- kagami no ma 鏡の間: Vorbereitungsraum („Spiegelzimmer“)
- kata 型: Bewegungen
- mai 舞: Tänze
- tsukurimono 作り物: Requisiten
- nōmen 能面 / omote 面: Nō-Masken
- shōzoku 装束: Kostüme
- jiutai 地謡: Chor
- shite 仕手: Hauptdarsteller (mit Maske)
- waki 脇: Gegenspieler
- tsure 連: Nebenschauspieler, Begleiter des shite (bzw. wakizure 脇連: Begleiter des waki)