Genji monogatari 源氏物語
ca. 1010 Murasaki Shikibu monogatari, tsukuri monogatari „Geschichte des Prinzen Genji”Allgemeine Informationen
- Originalfassung ist verschollen; Veränderungen am Manuskript erkennbar anhand verschiedener Versionen
- Sprache und Stil: Japanisch (onnade), gehoben, Tanka als Kommunikationsmittel
- Monumentalwerk
- Zielgruppe: Hofadel
- Schauplätze: Heian-kyō, Uji, meist Innenräume
- Figuren: individualisierend, komplex, frei erfunden
Stoff
eigene Umgebung, Protagonist des Ise monogatari als Vorbild für Hikaru Genji,
Gedichte aus dem Man’yōshū und dem Kokinshū, Kagerō nikki
Aufbau
- 54 Kapitel über ca. 75 Jahre
- 1–33: Ruhm und Jugend des strahlenden Prinz Genji
- 34–41: Konflikt, Tod (Thema: Leiden und Karma)
- 42–54: Transzendenz (Uji-Kapitel)
Motive und Topoi
- Dreiecksbeziehungen (z.B. Yūgao + Genji + Chūjō / Ukifune + Niou + Kaoru)
- Polygamie
- aware 哀れ sehr zentral -> kommt 1044 Mal vor
- nasse und sogar verfaulte Ärmel (wegen der vielen Tränen)
Besonderheiten
- Auktorialer Erzähler mit Innenschau, Erzählerkommentaren, Vorausdeutungen
- „erster psychologischer Roman der Welt“
- Wandel der Stimmung im Verlauf des Werks: Uji-Kapitel haben eine dunklere und drückendere Atmosphäre als die vorherigen Kapitel
- Intra- und Intertextualität
Rezeptions- und Wirkungsgeschichte
- Standardwerk japanischer Prosa und Höhepunkt der höfischen monogatari
- auch die kokugaku hat sich mit dem Werk beschäftigt
z.B. Motoori Norinaga (1730-1801): Wiederentdeckung in seinem literaturwissenschaftlichen Werk Genji monogatari tama no ogushi 源⽒物語⽟の⼩櫛
-> er betrieb für die kokugaku philologische Studien und bewertete das Thema des Werks neu (aware als zentrales Thema)
-> denn in der Edo-Zeit galt es als Warnung vor einem falschen, moralisch verwerflichen, ausschweifenden Leben, das konfuzianischen Werten widersprich